Keine Frage: Der Logistiksektor wächst – auch im nächsten Jahr. Bis zum Jahr 2030 rechnet man mit rund 30% mehr Wirtschaftsverkehr auf deutschen Straßen und Binnenwasserstraßen. Dennoch hat die Branche mit immer größeren Hindernissen zu kämpfen. Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) erwartet noch stärkere Störungen in den Lieferketten und zeichnet aufgrund der Energiekrise und der Rohstoffknappheit ein „düsteres Bild“ für 2023. Aber entstehen aus schwierigen Situationen nicht auch besondere Lösungen? Es gilt, die insbesondere für Europa geltenden Standortnachteile auszugleichen und dabei rentabel zu agieren. Kurz: Angepasstes Risikomanagement ist gefragt. Die Lösung liegt nicht zuletzt im Digitalisieren und Vernetzen. Vier Trends für eine zukunftsfähige Logistik werden die Transportunternehmen im Jahr 2023 vorrangig lenken.

Logistiktrend #1: Transportkosten senken

Digitalisieren und Vernetzen: zwei wesentliche Logistiktrends für eine zukunftsfähige weltweite Logistik. Photo by Noel Broda on Unsplash
Digitalisieren und Vernetzen: zwei wesentliche Logistiktrends für eine zukunftsfähige weltweite Logistik. Photo by Noel Broda on Unsplash

Schon im vergangenen Jahr lag die oberste Prämisse für Logistiker darin, Transportkosten zu sparen. Dieser Aspekt ist vor dem Hintergrund der Energiekrise so wichtig wie nie zuvor, denn: Die Lkw-Maut kommt. Aufgrund neuer EU-Vorgaben und dem aktualisierten Wegekostengutachten hat das Bundeskabinett schon im Sommer 2022 die Erhöhung der LKW-Maut zum 1. Januar 2023 beschlossen. Ein Kostentreiber mehr für die gebeutelten Transportunternehmer, die auch in 2023 mit den hohen Spritpreisen kalkulieren müssen. Zudem wirkt sich der Fahrermangel auf die Kostenseite aus: Durch das knappe Angebot an Fahrer*innen und den großen Wettbewerb um sie steigen Löhne und Gehälter. Eine Studie des Europäischen Ladungs-Verbundes Internationaler Spediteure sieht lt. der Zeitung „Transport“ vom 2.12.22 die Personalkosten als einen der größten Kostentreiber an. Gepaart mit der hohen Inflation sind viele Transportdienstleister auch im kommenden Jahr gezwungen, ihre Kosten über effizientere Abläufe und optimierte Planungen zu senken.

Logistiktrend #2: Visibilität

Zu wissen, wo sich die Ladung, die Sendung gerade befindet, wird dabei aktuell zu einer neuen Grundvoraussetzung für effiziente Abläufe. Logistikdienstleister müssen heute flexibel und agil reagieren, um immer wieder neuen Störungen im Transportprozess zu trotzen. Die optimale Leistungsfähigkeit lässt sich durch eine der wichtigsten Innovationen der letzten Jahre gewährleisten, der Echtzeit-Visibilität entlang der Lieferkette. Der aktuelle Standort von Produkten während des Transports sollte von ihrem Ursprungs- bis zu ihrem Zielort stets nachverfolgt werden können. Dafür sorgen Plattformen, wie zum Beispiel PTV Axylog, die als Softwarelösungen Live-Updates über den Standort und den Status von Transportfahrzeugen liefern. Solche Tools berücksichtigen Informationen aus Telematiksystemen, Verkehr oder Wetter, um eine exakte Ankunftszeit (ETA) zu liefern.

Die Herausforderung ist dabei, diese Echtzeit-Informationen allen Beteiligten der Transportketten zu öffnen, sodass Disponent*innen, Fahrer*innen und Empfänger*innen hochdynamisch reagieren können: Cloud-basierte Tools werden dabei zunehmend für Transparenz, Überwachung und Leistungsanalyse im gesamten Transportprozess sorgen. Letztlich sichern die Transportdienstleister damit nicht nur ihre Servicelevels, sondern sie verbessern auch die Rahmenbedingungen für die Fahrer*innen: eine wichtige Investition, um dem Fahrermangel entgegenzuwirken.

Logistics: real-time transparency of transports using the Axylog solution
Ein Meilenstein und wichtiger Trend in der Logistik: Echtzeit-Visibilität von Transporten am Beispiel der Axylog-Lösung.
Neue Nachhaltigkeitsanforderungen dürfen nicht zu wirtschaftlichen Nachteilen führen. Foto von Hannes Egler auf Unsplash.
Neue Nachhaltigkeitsanforderungen dürfen nicht zu wirtschaftlichen Nachteilen führen. Foto von Hannes Egler auf Unsplash.

Logistiktrend #3: Emissionsberechnung und gemischte Flotten

Trotz aktueller Krisen und Herausforderungen muss sich der Logistikbereich auch dem Thema Nachhaltigkeit stellen. Diesem übergeordneten Ziel begegnen die Transportdienstleister im neuen Jahr zwangsläufig: Ab 2023 sind sie vom Gesetzgeber gefordert, ein Sustainability Reporting vorzulegen, um detailliert ihren CO2-Abdruck offenzulegen. Die Emissionsanalyse ist ein wesentlicher Eckpfeiler eines solchen Nachhaltigkeitsberichts. Doch wie berechnet man die CO2-Emissionen von Transportprozessen? Das übernehmen Tools wie zum Beispiel der Lkw Routenplaner  oder die Entwicklerkomponenten für integrierte Touren- und Routenplanung.

Zudem sollen ab dem Jahr 2035 europaweit keine Verbrennungsmotoren mehr gebaut und neu zugelassen werden. Mit dem Elektroantrieb, aber auch dem Antrieb durch Wasserstoff oder Gas stehen unterschiedliche Fahrzeugtypen kurz vor der Marktreife oder sind bereits verfügbar. Die Euphorie wird dabei im Wesentlichen begrenzt durch zwei Faktoren: die maximale Reichweite und eine passende Ladeinfrastruktur. Jeder Antrieb hat dabei seine Vor- und Nachteile.

„Der Logistikdienstleister steht damit vor der Frage, an welcher Stelle konventionelle Antriebe oder die Alternativen optimal einsetzbar sind“, sagte Logistik-Experte Matthias Hormuth bereits im Frühjahr, „die Umstellung auf eine gemischte Flotte erfordert eine neue Transportoptimierung, welche die gegebenen Rahmenbedingungen bestmöglich berücksichtigt.“ Dabei darf der Faktor Nachhaltigkeit nicht aus wirtschaftlicher Sicht zu Nachteilen führen. Stattdessen müssen neue Logistikkonzepte die Strukturen anpassen und Flotten bestmöglich integrieren.

Logistiktrend #4: Digitalisierung und disruptive Logistik

Die Unternehmen integrieren zunehmend digitale Prozesse in ihre Transportabläufe: Die Digitalisierung hält langsam, aber sicher Einzug, weil sie insbesondere die immer mehr geforderten Dynamik und Flexibilität sicherstellen. Dennoch ist der Druck, der auf den Logistikunternehmen lastet, groß: Digitalisierung darf nicht zu immer größerem Wettbewerb untereinander führen, sondern den Weg zu effizienten Transportabläufen und -ketten frei machen. Eine neue Herangehensweise ist Kernthema des Forschungsprojekts FENIX. Es etabliert notwendige Standards, Netzwerke und Plattformen für die digitale Logistik. Noch sind übergreifende Netzwerke Mangelware, aber man erkennt die digitalen Möglichkeiten und deren Nutzen.

Hier kommt die disruptive Logistik ins Spiel. Dr. Michael Nutto, Spezialist in Sachen nachhaltiger Logistik, führt aus: „Unter disruptiver Logistik versteht man die Umsetzung von disruptiven, die bestehenden Strukturen verändernden Megatrends in der Transportlogistik: Z. B. die dezentrale Organisation über Plattformen. Oder der Aufbau von Eco-Systemen, die Daten in Echtzeit bereitstellen, um logistische Aufgabenstellungen hoch dynamisch zu lösen. Emissionsreports müssen sich auf primäre Verbrauchsdaten aus dem Fahrzeug aber auch auf relevante Daten der Subunternehmer beziehen können. Wir benötigen lernende Systeme, die verschiedenste Daten sinnvoll verknüpfen.“

Neue Wege der Logistik
Aktuelle Trends sorgen für neue Wege im Logistikbereich. Photo by Andrea Cappiello on Unsplash

Wo geht die Reise hin?

Kosten senken, Visualisieren, Digitalisieren und Vernetzen – so lautet die Logistik-Devise in 2023. Die Logistikbranche steht im neuen Jahr vor großen, aber nicht unlösbaren Herausforderungen. Nutto resümiert: „Es existieren unglaublich große Entwicklungsmöglichkeiten durch innovative Logistik: Dafür müssen wir disruptive Geschäftsmodelle als Chance begreifen und in Nachhaltigkeit investieren: Nur wer in diesem Sinne klug agiert, wird auch in Zukunft Güter in Länder und Städte transportieren.“

 

Hintergrundinformationen

  • Lastkraftwagen stoßen nicht nur CO2 sondern auch Treibhausgase aus. Ein Grund mehr, sich um eine nachhaltige Nutzung des Fuhrparks zu bemühen. (in Englisch)
  • Bereits im Sommer 2022 befragte die PTV Group für einen aktuellen Logistik Trend Report über 500 Fachleute aus der Transportbranche zu Herausforderungen, Technologien und Chancen.

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